Google, Facebook, Youtube, Ebay, Amazon: Platzhirsche bestimmen 90-95% der Trafficströme im Netz und über 80% der Umsätze bei eCommerce, SaaS und anderen Dienstleistungen. Kleinere Web-Projekte haben nur noch mit unverhältnismäßigem Geld- und Zeiteinsatz oder mit starker Nische und Social Following eine Chance auf Erfolg. Warum ist es so und wie könnte man doch noch eine Chance haben?
Wer sind die „Kraken“ und inwiefern kontrollieren sie das Internet?
In unserer digitalisierten Welt würde man fast sagen, dass jeder die Möglichkeit hat, sich über Internet erfolgreich zu machen. Was braucht man dafür eigentlich? Im Prinzip eine gute Idee oder Leistung, eine Webseite und ein wenig Internet- und Geschäftsaffinität. Es hört sich schön an. Wenn wir aber einen Blick auf die Internetstatistiken werfen, werden wir feststellen, dass die sogenannten „Kraken“ die Mehrheit des Internetverkehrs bestimmen.
Die Globalisierung ist natürlich auch in der Welt des Internets deutlich spürbar. Wenn wir zum Beispiel unseren Bekannten oder Freunden etwas Wichtiges mitteilen wollen, wählen wir öfters die verschiedene soziale Netzwerke, wie zum Beispiel Facebook oder Twitter, egal ob wir gerade in Spanien oder in Australien sind. Es gibt kaum Leute, die Internetvideos nicht auf Youtube gucken würden oder wenn sie nach einem guten Restaurant oder gewünschten Informationen suchen, benutzen sie natürlich Google.
Andere Seiten, wie Bing oder Yahoo werden dafür kaum mehr benutzt, denn sie sind nicht in aller Munde und auch technisch unterlegen. Der Internethandel hingegen wird meistens über Amazon oder Ebay durchgeführt. Laut Statistiken wird über 80% des eCommerce von Unternehmen wie diesen kontrolliert. Die große Frage ist, ob es möglich ist für kleinere Firmen oder Einzelpersonen im Internet wettbewerbsfähig zu werden.
Was sind die Gründe dafür?
Es existiert ein Begriff in der Volkswirtschaftslehre namens Netzwerkeffekt oder Netzeffekt, der in dem Fall eine bedeutende Rolle spielt. Der Netzwerkeffekt bedeutet, dass der Nutzen an einem Netzwerk wächst, wenn dessen Nutzerzahl größer wird. Sehr gute Beispiele sind dafür die Softwares, die sich als Standard durchsetzen wie zum Beispiel bei Microsoft Office, oder die sozialen Netzwerke selbst. Die „whats up“ Applikation eines Smartphones ist nur sinnvoll, wenn es noch viele andere gibt, die Whats up installiert haben und es auch benutzen wollen.
Eine andere Erscheinung, die die Situation gut beschreiben kann, ist die sogenannte Niche Segregation, die meistens in der Ökologie bzw. Evolutionswissenschaft benutzt wird. Im Grunde genommen setzt die Theorie voraus, dass es einen homogenen Raum gibt, wo eine bestimmte Rasse sich entwickeln und wuchern kann, bis eine bestimmte Anzahl erreicht wird. Solange, bis der Raum homogen ist und keine weiteren Rassen die Weiterentwicklung stören, bleibt die Rasse Nr. 1 ohne Konkurrenten und wächst. So ist es auch bei manchen „Kraken“ der digitalen Welt passiert. Microsoft, wie auch Ebay hatten zum Beispiel über viele Jahre kaum ernstzunehmende und daher störende Wettbewerber auf dem Markt, die eine relevante Anzahl an Kunden hätten gewinnen können um ihrerseits einen Netzeffekt zu entfalten.
Manchmal können Sondereffekte den natürlichen Gang der Dinge verändern, so etwa im Falle von Baidu in China, denn Google wurde durch Zensurgesetze vom Markt abgeschirmt
Mit was für Hindernissen haben die Kleineren zu kämpfen?
Wir hören immer wieder die beliebte Phrase: Der große Fisch frisst den kleinen. Wir wissen natürlich alle, dass es sogar stimmt. Wir würden aber vielleicht nicht glauben, wie richtig dieser Spruch in Wahrheit ist. Wenn wir den Google Übersetzer als Beispiel nehmen, werden wir schnell feststellen, dass hinter dem Erfolg und der Funktionsfähigkeit des Softwares eigentlich unsere Arbeit steckt. Die Arbeit der Internetbenutzer. Google sucht nämlich im ganzen Netz nach ähnlichen Sätzen oder Wörtern und gibt uns die Übersetzung innerhalb von Sekunden. Diesem System gegenüber könnte man als kleine Übersetzungsfirma kaum wettbewerbsfähig sein, egal, wie viele geniale Polyglotten sie am Board hat. In diesem Fall macht also die Möglichkeit des Datenmissbrauchs den Unterschied, über die die „großen Fische“ gegenüber den kleineren verfügen.
Ein weiteres Problem, was sich vielleicht teilweise aus dem oben genannten ergibt, ist die Indifferenz, mit denen kleine Firmen kämpfen müssen. Eine traurige Tendenz zum Beispiel, die sich gerade im Bereich Online Marketing verstärkt, ist der sogenannte Linkgeiz. Vor paar Jahren war es viel einfacher mit einer guten Idee oder etwas Kreativität gute Backlinks zu bekommen und dadurch ein relevantes Google-Ranking zu haben. Heute ist es anders. Die Leute wollen nicht mehr verlinken, sie haben einfach Angst davor oder wollen dafür sofort bezahlt werden. Größere Portale wollen einfach nicht verlinken und sind auch nicht auf das Geld, das man für einen guten Link eventuell bezahlen würde, angewiesen oder sie verlangen eine so enorme Summe, dass sie ein kleines Unternehmen kaum bezahlen könnte.
Wie können die kleinen Webfirmen trotzdem Erfolg haben?
Heutzutage haben die kleinen Webfirmen bzw. Start-Ups es gar nicht einfach, wenn es um das Überleben im Internet geht. Trotzdem gibt es einige Tricks, die man anwenden kann. Wenn wir sehr große Kapazitäten an Geld und Zeit haben, wird der Weg zum Erfolg plötzlich viel einfacher, denken wir nur an sponserte Backlinks oder teure Werbungen. Bei der Mehrheit der jungen Start-Ups und kleineren Webunternehmen ist es aber nicht der Fall. Ihnen bleiben aber immer noch einige Möglichkeiten um profitabel zu sein:
► Marktnische
Als Marktnische wird ein Ausschnitt des gesamten Marktes bezeichnet, dessen Bedürfnis noch nicht (Marktlücke) oder unzureichend erfüllt wird. Wenn man also ein ganz spezifisches Produkt oder Leistung hat, das nur eine entsprechende Zielgruppe der Verbraucher erzielt, bei der es noch keine oder schwache Wettbewerber gibt, kann man eine gute Chance auf Erfolg haben. In diesem Fall spielt natürlich das Marketing eine bedeutende Rolle, da die potenziellen Kunden zuerst gefunden und angesprochen werden müssen.
► Social Following / Personal Branding
Wenn man eine besonders soziale Geschäftsidee hat oder mit seinem Business der Gesellschaft helfen will, findet man ziemlich einfach solche Leute, die mitmachen oder unterstützen wollen. Ein gutes Beispiel ist dafür das sogenannte Crowdfunding, was bei vielen erfolgreichen StartUps gut funktioniert hat. Die Grundidee ist, dass man über eine Internetplattform Geld spenden kann, um damit die Geschäftsidee und die Gründer zu unterstützen. Manchmal können die jungen Gründer dadurch mehrere Tausend Euro schon vor der Unternehmensgründung einsammeln. Natürlich wird dann die ganze Tätigkeit der Firma sowie von den Spendern als auch von dem Staat beobachtet, und wird dadurch eine solide soziale Aufmerksamkeit genießen. Mit diesem Hintergrund ist es natürlich auch einfacher durch Social Media noch mehrere Follower zu finden.